Wie der Trend des Resonanz-Tourismus die Branche beeinflusst

Reisen zu Land

Warum gehen wir auf Reisen? Für viele von uns spielt die Anzahl der Sonnenstunden und die Sehenswürdigkeiten vor Ort, die es zu bestaunen gibt, immer noch eine große Rolle bei der Buchungsentscheidung. Doch es zeichnet sich ein Trend ab: Für immer mehr Menschen steht die Suche nach intensiven Reiseerlebnissen, die das persönliche Wachstum prägen und langfristig in Erinnerung bleiben, im Mittelpunkt. Immer mehr Reisende streben danach, dem rasanten digitalen Alltag zu entkommen und möchten tiefgreifende Momente der Beziehung erfahren. Diese Entwicklung lässt sich durch den Begriff des Resonanz-Tourismus beschreiben.

Bis dato versprechen sich Reisende von ihren Aufenthalten vor allem kurzfristige Qualitätserlebnisse. Doch das muss heutzutage nicht immer der Fall sein. Reisen wir zum Beispiel alle zum gleichen Ort, weil dieser gerade als Geheimtipp auf Social Media verbreitet wird, bedeutet dies oft eine Überlastung der Strukturen und Natur an dieser Destination. Individualisierter Massentourismus schadet aber nicht nur der Umwelt, er sorgt auch häufig für Stress bei den Reisenden selbst. Die Grundbedürfnisse beim Verreisen ändern sich. Hinter Resonanz-Tourismus verbirgt sich die Motivation vieler Menschen, während der Reise Erfahrungen zu machen, die eine „unmittelbare Berührung“ mit den Menschen und Dingen vor Ort umfassen. Erfahrungen, die den eigenen Charakter prägen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Konkret geht es um das Erleben von Verbundenheit, um ein Gefühl der Zugehörigkeit in Form von Beziehungen zu anderen Menschen, der Umgebung und Natur. Das Reisen wird zum neuen und wichtigen Wert für die persönliche Entwicklungsbiografie.

Diese sogenannten Resonanzerfahrungen sind wiederum etwas sehr Individuelles und können für jeden von uns etwas anderes darstellen. Für manche ist es eine außergewöhnliche Safari, zum Beispiel zu Pferd statt mit dem Jeep, die einen direkteren Kontakt zur Tier- und Umwelt herstellt und sich wie ein kleines Abenteuer anfühlt. Für andere ist es der klassische Strandurlaub mit dem Genießen der authentischen lokalen Küche, guter Gesellschaft und Gastfreundschaft. Einige andere möchten dagegen tief in unbekannte Kulturen eintauchen und direkt in den Austausch mit den Einheimischen stehen. Zum Beispiel mit lokalen Guides, die einen über Pfade abseits des Massentourismus zu unberührten Orten führen. Wiederum andere erfahren Resonanzerlebnisse in der Stille der Natur.

Die Entwicklung eines Trends

Die Entwicklung des Trends Resonanz-Tourismus vollzieht sich schon seit längerer Zeit, wie auch eine Studie des Zukunftsinstituts zeigt. Es handelt sich dabei um einen Trend, der alle Gesellschaftsschichten berührt. „Was sich ganz klar sagen lässt: Resonanztourismus ist kein Luxusthema einer hippen und reichen Großstadtbevölkerung. Man muss sich nur die vielen Menschen anschauen, die Campen und Wandern gehen, die Radtouren machen oder eben auch ganz bewusst nach Alternativen zu überlaufenen Hotspots Ausschau halten. Ich würde sagen, viele suchen genau in ihrer Auszeit eine solche Resonanzerfahrung, ohne sich dessen bewusst zu sein,“ erklärt die Zukunfts- und Trendforscherin, Anja Kirig, die auch Mitautorin der Studie ist.

Die Corona-Pandemie kann als verstärkender Faktor des Trends gesehen werden. „Sie wirkte als entscheidender Einschnitt in die ständige Verfügbarkeit des Reiseangebotes und verstärkte somit die Bedeutung der individuellen Frage, was eine Person eigentlich von ihrer Auszeit wirklich erwartet,“ weiß Kirig. Und für immer mehr Reisende ist die Antwort auf diese Frage mittlerweile, dass sie ihre Reisen nicht mehr nur noch als kurzfristige Erlebnisse, sondern als Quelle anhaltender Erfahrungen nutzen wollen.

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Anja Kirig, Zukunfts- und Trendforscherin

Die Tourismusbranche muss neue Wege beschreiten

Diese Entwicklung führt dazu, dass der Tourismus sein Selbstbild hinterfragen und erneuern muss: Nicht mehr das Denken in Kundensegmenten, Produkten, Angeboten und Umsätzen ist gefragt, sondern das Denken in Resonanz. Tourismusanbieter müssen sich von Dienstleistern zu Resonanzanbietern wandeln.

Im Alleingang ist es jedoch schwierig, den notwendigen Raum für das Sammeln verschiedenster Resonanzerfahrungen zu schaffen. Je heterogener das Umfeld, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit von Resonanzerlebnissen. Daher bieten Kooperationen die beste Grundlage für das Ökosystem eines Resonanz-Tourismus, indem Tourismusanbieter gemeinsam nach Antworten auf die Frage suchen, welche Resonanzerfahrung sie und das gesamte (regionale) Ökosystem bieten können.

Ein gutes Bespiel bietet hier die Reiseplattform Evaneos. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partneragenturen sind die Reisenden mit Experten vor Ort unmittelbar in Kontakt und erleben dadurch Resonanz. „Um den ungefilterten und direkten Austausch sicherstellen zu können, schalten wir keine weiteren Reiseveranstalter dazwischen ein. Unsere Experten vor Ort kennen die Kultur und Natur des Landes und können Reisende bei der Planung von außergewöhnlichen Erlebnissen abseits des Massentourismus bestens beraten. Durch verschiedene Aktivitäten, wie der Übernachtung bei lokal ansässigen Familien oder von Einheimischen geführten Wanderungen und Kochkursen, entstehen für Reisende ganz neue Möglichkeiten Destinationen authentischer und intensiver zu erleben,“ erklärt Letsy Vattanirappel, Country Managerin Northern Marktes bei Evaneos.

Letsy Vattanirappel, Country Manager Northern Markets Evaneos

Letsy Vattanirappel, Country Manager Northern Markets Evaneos


Dabei werden die touristischen Angebote nicht nur aus der Perspektive der einzelnen Inhalte und Services gedacht, sondern die jeweiligen Interessen, Bedürfnisse und Motiven aller Beteiligten werden in den Mittelpunkt gestellt. Das schafft ein ausdifferenzierteres Angebot, sodass Evaneos nicht nur auf die klassischen Reisemotivationen reagieren kann, sondern den Buchenden auch besondere Reiseerlebnisse, wie beispielsweise eine Übernachtung im Baumhaus samt Erkundung des Regenwaldes in Costa Rica vorschlagen kann und durch das Buchungskonzept gleichzeitig die lokale Wirtschaft einer Destination stärkt.

Massentourismus wird sich verändern

Der Trend des Resonanz-Tourismus scheint dem derzeit praktizierten Massentourismus geradewegs entgegenzuwirken. Dieser hat Ausmaße angenommen, die ökologisch und gesellschaftlich negative Folgen mit sich bringen. Gleichzeitig hat sich das Reisen zu einem industrialisierten Konsumprodukt entwickelt. Gerade auch aus diesen Gründen suchen immer mehr Menschen abseits von überlaufenen Hot Spots nach besonderen und nachhaltig wirkenden Erlebnissen und einem neuen Tourismus, der sich nach menschlichen Entwicklungsbedürfnissen und dem Bedürfnis nach Beziehungen ausrichtet.

Natürlich wird der Trend des Resonanz-Tourismus die Entwicklung des Massentourismus nicht von heute auf morgen ersetzen, wohl aber beeinflussen. „Da sich der Wunsch nach Resonanzerfahrungen von Reisenden durch die Gesellschaft durchzieht, also unabhängig von Herkunft, Gehalt und Alter ist, wird das Angebot der Tourismusbranche auf diese Entwicklung reagieren müssen. Genauso wie sich touristische Konzepte in den vergangenen Jahrzehnten und auch Jahrhunderten gesellschaftlichen Bedürfnissen und Strukturen angepasst haben, wird es nun auch geschehen,“ prognostiziert Anja Kirig.